Vor fünfzig Jahren nahm Nina Simone ein Lied für die Kinder auf.

Auf den ersten Blick bietet Jung, begabt und schwarz sein” Ermutigung und Hoffnung. 1969 gab es viele Gründe für einen jungen Schwarzen, sich gebrochen zu fühlen. Innerhalb des Jahrzehnts waren Martin Luther King Jr., Malcolm X und vier kleine Mädchen in Birmingham getötet worden, weil sie schwarz waren. Die unerbittliche Gewalt vermittelte, dass niemand in Sicherheit war, nicht die erhabenen Führer oder die reinsten Unschuldigen.

Bei so viel Gewalt war es mehr als nur ein Akt des Widerstands, Optimismus für die Jugend zu zeigen. Es war ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit der Schwärze. Untitled, das zweite von zwei wunderschön gestalteten Alben, die dieses Jahr vom britischen Outfit SAULT veröffentlicht wurden, endet mit einem Lied für die Kinder. 2020 ist nicht 1969, und obwohl “Little Boy” mehr Traurigkeit enthält als Simones Lied, setzt es sich für dasselbe Gefühl der Widerstandsfähigkeit ein, das in einem starken Selbstbewusstsein und ohne Angst vor dem Kampf geschmiedet ist.

Es ist ein bewegendes Finale für zwei Alben, die den externen und internen Tumult eines Jahres widerspiegeln, der von globalen Protesten für Rassengerechtigkeit geprägt ist. Untitled (Black Is) sind Protestmusik und vieles mehr: Sie sind Musik für das Gefühl des Verlustes, das anhält, wenn die Gesänge zu schwanken beginnen und sich die Menge zerstreut.

Sie sind gleichzeitig ein Aufschub und ein gesundes Anzünden für das Feuer, das bei denen wütet, die nicht das Privileg haben, es auszuschalten. Sie sind kämpferisch, introspektiv, bestätigend und herzzerreißend. Sie sind ein Porträt des schwarzen Schmerzes und der Freude in all seinen Komplexitäten, und in ihrer Weigerung, die Schwärze zu verflachen, sind sie rehabilitativ.

Untitled (Black Is) traf passenderweise am 19. Juni ein, nur 25 Tage nach der Ermordung von George Floyd. Wenn das Timing nicht klar genug war, machen die scharfen Refrains des Albums, die Zwischenspiele mit gesprochenem Wort und die absichtliche Verwendung von Wiederholungen seine Absichten klar. Black Is spiegelt das Beste von Solanges A Seat at the Table wider und ist geprägt von wunderschönen Melodien und eindeutigen Nachrichten.

Die eindringlichen Rufe von Kindern in “Stop Dem” klingen lange nachdem der Rest des Songs weggefallen ist, eine eindringliche Erinnerung daran, dass selektives Zuhören keine Option ist. Dieser Aufruf zum Handeln wird in der ersten Hälfte des Albums in mehreren verwandten, aber unterschiedlichen Stilen entlang des Kontinuums der schwarzen Musik neu verwendet und ahmt das chamäleonische Flair erfahrener Session-Musiker nach.

Prominente Drum-Kits und Bassgitarren strahlen die Wärme und Fülle einer Live-Band aus, während die Gruppe durch den westafrikanischen Aufschwung von “Dont Shoot Guns Down” und das gefühlvolle Wimmern von “Why We Cry Why We Die” radelt.

Titel

Seite A

01. Over
02. No Bullshit
03. Feel So Good
04. Living In America
05. Tip Toe

Seite B

01. Smile And Go
02. Threats
03. Red Lights
04. Friends
05. Waterfalls